Sportmedizin und Biomechanik


Sportböden sollen einerseits die Ausübung der verschiedenen Sportarten ermöglichen (Sportfunktion), andererseits sollen sie einen Schutz gegen Verletzungen und langfristige Schäden bieten (Schutzfunktion). In diesem Zusammenhang beschäftigen sich die Sportmedizin und die Biomechanik mit der Analyse von Bewegungen im Hinblick auf sportliche Höchstleistungen und dem Entstehen von Verletzungen sowie mit der Behandlung von Sportverletzungen. Dabei ist zu unterscheiden zwischen der Überlastung des Körpers durch übermässige Beanspruchung und solche durch unkontrollierten Bodenkontakt (Stürze) sowie «verunglückte» Bewegungsabläufe. Sport- und schutzfunktionelle Eigenschaften ergeben sich hauptsächlich aus der Nachgiebigkeit und dem Gleitverhalten. Während es im Schul- und Freizeitsport auf eine ausreichende Nachgiebigkeit und günstiges Gleitverhalten ankommt (i.S.v. geringer Gleitwiderstand), wird im Leistungssport je nach Disziplin ein harter und gleitsicherer Boden erwartet bzw. bestehen unterschiedliche Vorstellungen von der Gleitsicherheit. Leistungssporttreibende sind besser trainiert. Sie besitzen mehr Kraft sowie mehr Routine und Geschicklichkeit zur Kontrolle ihrer Bewegungen. Weil die Nachgiebigkeit des Bodens in bestimmten Fällen die Leistung etwas verringern kann, hat der Leistungssport kurzfristig gesehen kein Interesse an der Schutzfunktion.


Sportmedizin

Mit Vernunft ausgeführte sportliche Aktivitäten haben im Normalfall eine Vielfalt positiver Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen. Die gleichen Aktivitäten können, unsachgemäss ausgeführt, aber Risiken für den menschlichen Organismus in sich bergen. Hierbei ist der Bewegungsapparat besonders betroffen. Die Sportmedizin, die sich unter anderem mit den negativen Auswirkungen von sportlichen Tätigkeiten auf den Organismus befasst, unterscheidet folgende Arten von Schädigungen:
• Akute Verletzungen (z. B. Verstauchungen, Prellungen usw.)
• Überbelastungen (z. B. Sehnenscheiden- und Schleimbeutelentzündungen)
Bei beiden Arten von Schädigungen spielt der Sportboden eine mitbestimmende Rolle. Ungünstige Eigenschaften des Sportbodens können verantwortlich sein für akute Verletzungen (Verstauchungen von Knöchel und Knie bei unzulänglichem Gleitverhalten, Schürfungen oder Quetschungen bei Stürzen mit oder ohne Rutschen) oder Überbelastungen (Sehnenscheidenentzündungen, Knochenhautentzündung usw.). Breit abgestützte sportmedizinische Studien, betreffend des Einflusses der verschiedenen Sportbodenarten auf Sportverletzungen, sind heute unseres Wissens nicht verfügbar. Tendenziell kann festgehalten werden, dass bei flächenelastischen Sportböden aufgrund ihrer Härte eher Prellungen und dergleichen, bei punktelastischen Böden eher Verstauchungen zu erwarten sind.


Biomechanik

Zweck des Sportbodens aus biomechanischer Sicht ist, zu grosse Belastungen des menschlichen Bewegungsapparats zu verhindern. Grosse Kräfte entstehen insbesondere bei Landungen. Dabei ist die Grösse der Aufprallkräfte abhängig vom Bremsweg und kann neben dem Boden auch durch andere Stossdämpfer wie Schuhe, Matten, Protektoren und natürlich auch körpereigene Polster beeinflusst werden. Dies bedeutet, dass der Sportboden insbesondere dort seine Schutzfunktion wahrnehmen muss, wo solche andere Stossdämpfer fehlen, also beim Sport ohne Schuhe und Matten sowie speziell bei Stürzen. Bei Sportarten ohne markante Aufprallsituationen spielt der Boden als Schutzelement eine untergeordnete Rolle. Weiter spielt bei Sporthallenböden das Gleitverhalten eine grosse Rolle. Dieses kann jedoch durch Oberflächenbehandlung, Reinigung und Schuhwahl beeinflusst werden. Wichtig ist hier vor allem, dass auf der ganzen Fläche ein einheitlicher Reibungskoeffizient gegeben ist. Verletzungsgefahr besteht vor allem dann, wenn sich dieser Koeffizient auf kleinem Raum stark ändert. Da aus konstruktiven Gründen bei flächenelastischen Böden höhere Werte für den Kraftabbau realisiert werden können als bei punktelastischen, sind diese insbesondere für erwachsene Personen gelenkschonender. Demgegenüber zeigen Studien, dass für Kinder bzw. bei kleineren Aufprallmassen die punktelastischen Böden als weicher, flächenelastische Böden klassischer Bauart (Schwingböden) hingegen als härter eingestuft werden müssen als gemäss Kraftabbau angegeben. Dies weil die Reaktion und somit auch die Schutzfunktion der Schwingböden stark von der Masse abhängig ist, die auf sie einwirkt (träge Wirkung).